Citizen Science in den Regionen
Zwei Citizen Science Projekte aus den Kantonalen und Regionalen Naturforschenden Gesellschaften erfolgreich abgeschlossen
Im trendigen Begriff Citizen Science verpackt ist Bürgerwissenschaft etwas, das die Kantonalen und Regionalen Naturforschenden Gesellschaften der SCNAT seit ihren Anfängen betrieben. Zwei solche Projekte konnten vor kurzem abgeschlossen werden: Eine Wildrosen-Kartierung der Naturforschenden Gesellschaft Ob- und Nidwalden (NAGON) und das Grossprojekt für eine neue «Flora des Kantons Zürich», das unter dem Lead der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft über neun Jahre hinweg die wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen erfasst und publiziert hat.
1) Aus Anlass ihres 25 jährigen Bestehens hat die Naturforschende Gesellschaft Ob- und Nidwalden (NAGON) ein Projekt zur Kartierung von Wildrosen in ihrem Kantonsgebiet organisiert. Wildrosen sind für die Biodiversität interessant, da ihre Verbreitung an kleinstrukturierte Lebensräumen gebunden ist. Zu deren Vorkommen in den beiden Kantonen war bisher nicht viel bekannt. Ausgehend von einer ersten Phase mit Fundmeldungen von Wildrosen über eine eigens entwickelte Foto-App konnte in einer zweiten Etappe in bestimmten Gebieten gezielt die Verbreitung kartiert werden. Wildrosen sind nicht einfach zu bestimmen, deshalb hat die NAGON dafür interessierte Amateure dafür ausgebildet. Im Verlauf des Jahres konnten so aus 1058 Funden 17 Arten bestimmt werden, darunter auch seltene sogenannten Verantwortungsarten. Damit konnten die in der nationalen Datenbank von Info Flora vorhandenen Fundmeldungen mehr als verdreifacht werden! Mit diesem Projekt möchte die NAGON auch zur Sensibilisierung für die Bedeutung von kleinstrukturierten Lebensräumen für die Biodiversität beitragen, denn solche Strukturen werden zu Gunsten einer effizienteren Bewirtschaftung zunehmend aus unserer Kulturlandschaft «ausgeräumt».
Weitere Information: https://nagon.ch/de/aktuell
2) Eine ganz andere Dimension – nämlich die eines Jahrhundertwerks - hatte die Erarbeitung der neuen Flora des Kantons Zürich. Unter Federführung der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft hatten 250 Laien und Fachleute ehrenamtlich im Rahmen eines Bürgerwissenschaft-Projekts eine systematischen Erhebung der wildwachsenden Pflanzenarten im Kantonsgebiet durchgeführt. Unterstützt wurden die freiwilligen Botanik-Begeisterten durch ein Koordinationsbüro am Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik der Universität Zürich. Dabei wurden 1757 wildwachsende Farn- und Blütenpflanzen nachgewiesen; das sind 50% aller in der Schweiz vorkommenden Arten. Auf den Verbreitungskarten sind sowohl aktuelle Fundorte seit 2012 als auch historische Fundbelege aus der Zeit vor 1931 festhalten, was die Entwicklungsdynamik sichtbar macht. Die Ergebnisse dieser neunjährigen Arbeit im Feld und in den Herbarien wurden nun als über tausendseitige Werk «Flora des Kantons Zürich» publiziert, begleitet von einer ergänzenden Webseite (florazh.ch), auf der alle Steckbriefe, Fotos und Verbreitungskarten sowie zusätzliche Fotos kostenlos für die Öffentlichkeit einsehbar sind. Eine besonders attraktive Funktionalität der Webseite ist die Abrufmöglichkeit von Pflanzenarten nach Gemeinde.
Artikel in der Vierteljahresschrift der Naturforschenden Gesellschaft Zürich 166/01-2021
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Zürcherische Botanische Gesellschaft (ZBG)
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